Die unterirdische ehemalige Flugzeugfabrik in Eschenlohe (Bayern)

Der Nordtunnel mit zahlreichen Öffnungen

Home

Landkarte (des Bayerischen Landesvermessungsamts)

Planzeichnung im Maßstab 1:2500

Masstabsgetreue 3-D-Modelle des West-Bunkers im Nord-Tunnel

Bericht des Rüstungsstabs Bau
vom 16.12.1944 (Historisches Dokument)

Bericht des Rechnungshofs
vom 04.01.1945 (Historisches Dokument)

Fotoschau

Lage: Am südwestlichen Ortsrand von Eschenlohe (Bayern)

Geo-Koordinaten:
Nord 47,59739 Grad, Ost 11,18219 Grad, Höhe: ca. 650m


Der zweistöckige Nordbunker

Die beiden im südwestlichen Teil des oberbayerischen Dorfs Eschenlohe bei Garmisch gelegenen Strassentunnel der Bundesstrasse 2 dienten im Zweiten Weltkrieg ab 1944 als bombensichere Rüstungs-Produktionsstätte für Flugzeugteile der damaligen Messerschmitt AG.

Nachdem viele Produktionsstätten der deutschen Rüstungsindustrie ab 1943 durch allierte Bomber bedroht waren, beschloss die nationalsozialistische Regierung ein umfangreiches Programm "U-Verlagerung" (U = Untertage) für eine stark dezentralisierte Produktion der Rüstungsindustrie in bombensicheren Bunkern, Bergwerken und Strassentunnels. U-Verlagerungen in Strassentunneln wurden mit Tiernamen bezeichnet, das Projekt in Eschenlohe erhielt den Tarnnamen "Ente".

Die Tor-Armierung

Die damalige Reichsstrasse 2 mit den Tunnels bei Eschenlohe war 1936 für die Olympiade in Garmisch fertiggestellt worden. Im März 1944 begannen die Umbauarbeiten für die U-Verlagerung. Die Strasse wurde im Bereich der beiden Strassentunnel gesperrt und der Verkehr umgeleitet. Die nördliche, 60 Meter lange Tunnelröhre erhielt an beiden Mündungen massive 17 Meter lange Anbauten aus Eisenbeton mit schweren bombensicheren Toren und wurde mit einem zweiten oberen Stockwerk erweitert. Der südliche, 230 Meter lange Tunnel erhielt nur an der südlichen Mündung ein Tor. Neben beiden Tunnels trieb man zusätzliche Kavernen für Lagerräume, Heizung und Lüftung in den Fels. Die Firmen Messerschmitt und WMF / Rubin richteten in dieser verbunkerten Fabrik auf ca. 6000 m² Produktions-Werkstätten ein und fertigten ab Mai 1944 Dreh- und Frästeile für die Flugzeugtypen Bf 109 und Me 262. Daneben gab es hier ein Stanz- und Presswerk, eine Schweisserei sowie eine Blechzuschneiderei (siehe Planzeichnung im Maßstab 1:2500). Auf dem Gelände zwischen den beiden Tunnels errichtete man Baubaracken, eine Kantine und ein Heizhaus. Für den Transport von Material und Produkten sorgte die benachbarte Eisenbahnlinie München - Garmisch. Die Stromversorgung der Anlage übernahm das Walchensee-Kraftwerk. Die Produktion dieser unterirdischen Fabrik lief ohne Störung bis Kriegsende.

Der Torvorbau am Südende des Nordtunnels

Bei einer Fahrt durch den nördlichen Tunnel sind die wuchtigen Tore mit ihrer zwei Meter starken Betonarmierung und die teilweise zugemauerten Umbauten deutlich sichtbar. Reste von Armierungseisen der ehemaligen Stockwerksdecke ragen abgeschnitten und verbogen aus den Wänden. In halber Tunnelhöhe klaffen große offene Betonhöhlen, die in dahinterliegende Bunkerräume führen. Einige Stollen und Bunker können auf abenteuerlichen und nicht ungefährlichen Wegen auch heute noch erkundet werden. Immer wieder pickeln Abenteurer und "Bunkerspechte" die Verschlussmauern der heutigen Bundesverwaltung auf, die dann amtlicherseits wieder verschlossen werden. In einem der Seitenstollen ist in einer kleinen abgemauerten Kammer mit Metalltür die Steuerung der Beleuchtungs- und Notruf-Anlage des Tunnels untergebracht. Hier lagern auch Bohrkerne von Untersuchungen der Betonwände. Ansonsten dienen die feuchten und dunklen Kavernen heute nur noch einer Kolonie von munteren Siebenschläfern als Behausung.

Eine weitere, teilweise unterirdische ehemalige Entwicklungs- und Produktionsanlage der Messerschmitt AG, die U-Verlagerung "Cerusit", befindet sich bei Oberammergau.



Beginn der Seite